Der nächste Morgen, übrigens der 28. Tag unserer Reise (Do 15. Aug), begann mit einer Überraschung: Der Bahnhof von Winnipeg, der Hauptstadt von Manitoba, wurde pünktlich um kurz nach 8 Uhr erreicht. Dies verblüffte nicht nur uns, sondern auch die meisten anderen Mitreisenden, denn am Vortag waren die meisten Haltepunkte nur mit 60 bis 90 Min Verspätung erreicht worden. Offenbar hatte der Zug über Nacht die Verspätung wieder eingeholt …
In Winnipeg hatten wir ca. 3 1/2 Stunden Aufenthalt. Es wurden Bustouren in Richtung Downtown angeboten, aber wir zogen es vor, in der Nähe des Bahnhofs ein wenig herumzuschlendern und dann in einem Café einzukehren – auch um dort einige dringende eMail-Angelegenheiten zu regeln. Denn im fahrenden Zug gab es leider keinen Wifi-Service
und auch kein Mobilfunk-Netz.
Ein markantes Wahrzeichen von Winnipeg ist das neu errichtete Museum für Menschenrechte – allerdings ist es so neu, dass es noch gar nicht besichtigt werden kann, denn es ist bisher nur von außen fertiggestellt, nicht aber von innen.
Nach der Weiterfahrt offenbarte uns Manitoba sein charakteristisches Gesicht: Die Provinz Manitoba ist nämlich nur gering bewaldet; sie besteht überwiegend aus Ackerland und gilt sozusagen als die Kornkammer Kanadas. Das verblüffende für den Betrachter ist die ungeheure Weite dieser Szenerie. Man meint, dass der Horizont hier doppelt so weit entfernt
ist wie anderswo – aber das beruht natürlich nur auf Einbildung. Jedenfalls findet das Auge immer noch genügend Bezugspunkte in unterschiedlichen Entfernungen – mal eine Scheune, mal eine Baumreihe (eben das, was in Norddeutschland ein ‚Knick‘ genannt wird ), die in majestätischer Langsamkeit am Betrachter vorbeiziehen.
Am Nachmittag änderte sich das Landschaftsbild, denn nun fuhr der Zug für einige Zeit durch das Tal des Qu’Appelle River: eine sehr liebliche und wohl auch sehr fruchtbare Landschaft, die aber dennoch nicht weniger dünn besiedelt ist als alles andere drumherum.
Als besonders wohltuend empfand ich, dass hier – wie überhaupt in ganz Kanada – die Ufer der allermeisten Flüsse und Bäche unbefestigt sind und die Wasserläufe sich somit ganz natürlich mäandrierend ihren Weg suchen. Das sieht man in Europa leider nur noch sehr selten.
Nach ca. 40 km ändert sich die Szenerie erneut: Der Zug verlässt nun das besagte Flusstal und fährt wieder durch eine endlose Ebene, die allerdings deutlich karger wirkt als zuvor: Wir haben nun die Provinz Saskatchewan erreicht! Saskatchewan besteht überwiegend aus Weideland und Steppe – eben der sprichwörtlichen Prärie des nordamerikanischen Kontinents.
Ab und zu erkennt man in der Ferne ein großes, bizarr geformtes Gebäude. Der freundliche Zugbegleiter erläuterte uns dazu, dass es sich hierbei um Pottasche-Minen handelt. Pottasche ist nämlich neben der Viehzucht ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig dieser Provinz.
Auch hier gilt, zumindest für mich: Die immense Weite dieser Landschaft, die nur einen minimalen Grad von Abwechslung bietet, mag zwar ermüdend wirken, aber keineswegs langweilig!
Hier noch zwei Impressionen vom Abendhimmel über Saskatchewan:
(297)