Across Canada in 12 Weeks

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Kleine Entdeckungen entlang der Bay of Fundy

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Am Tag 11 hatten wir eine relativ lange Tagesetappe zu bewältigen, nämlich von Digby bis Truro. Die gesamte Strecke auf kleinen Landstraßen zurückzulegen wäre zu anstrengend gewesen, und nur via Highway wär’s zu langweilig. Wir wählten daher eine gemischte Route.

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Annapolis Royal sowie Wolfville waren die beiden Städtchen, die wir uns als Zwischenhalt ausgeguckt hatten, weil sie im Reiseführer & Prospekten als architektonisch interessant bezeichnet wurden.

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In beiden Fällen waren wir dann doch mittelmäßig enttäuscht – was aber nicht daran lag,  dass die betreffenden Gebäude ohne Reiz wären, sondern daran, dass der Stadtkern selbst jeweils eher unattraktiv und wenig fotogen wirkte und die interessanteren Gebäude breit über das Stadtgebiet verstreut waren – also nicht empfehlenswert für den eiligen Touristen; und zu denen zählten wir in diesem Abschnitt der Reise, da die Übernachtungen als Teil eines Pauschalangebots vorgebucht waren.

Ähnlich erging es uns mit den Reizen, die die Bay of Fundy insgesamt zu bieten hat: Auch die erschließen sich dem Besucher im Grunde erst dann,  wenn er genügend Zeit mitbringt, um mindestens 6 Stunden an einem Ort zu verweilen und diesen somit sowohl bei Niedrigwasser als auch bei Flut zu erleben. Denn dieser Meeresarm ist immerhin berühmt dafür, dass hier die höchsten Tiedenhübe auf der ganzen Welt vorkommen: 16 Meter im Durchschnitt, und 21 Meter bei einer Springflut. Warum das so ist, und weitere Einzelheiten dazu lest Ihr am besten bei Wikipedia nach, entweder auf Deutsch oder noch ausführlicher auf Englisch.

Aus besagten Gründen hatten wir soviel Zeit nicht, und der Anblick bei Ebbe erinnert doch mehr an eine Mondlandschaft. Aber gegen Abend bei etwas höherem Wasserstand wurden wir doch noch mit stimmungsvollen Aussichten belohnt.

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Immerhin gab es noch zwei unverhoffte Entdeckungen,  über die ich berichten kann. Da ist zum einen das Sachsencafe in Annapolis Royal zu erwähnen, das uns Gelegenheit bot, uns mit frischem Brot nach deutschem Rezept sowie mit Brezeln zu versorgen – eine kostspielige aber willkommene Abwechselung, denn das Toastbrot,  das man hier sonst angeboten bekommt, verliert doch schnell seinen Reiz.

Zum anderen stießen wir in der Auslage einer Buchhandlung auf eine Biografie von Mona Parsons, die wir zwar nicht kauften aber doch so faszinierend fanden, dass wir sie bei Wikipedia nachschlugen: Eine Kanadierin, die in dieser Gegend aufwuchs und später einen reichen Holländer heiratete, dann aber während des Zweiten Weltkriegs und während der Zeit der deutschen Besatzung sich einem Widerstands-Netzwerk anschloss,  in deutsche Gefangenschaft geriet, Zwangsarbeit leisten musste und nur mit viel Glück kurz vor Kriegsende fliehen und ihr Leben retten konnte. Sie ist ein ähnlicher Jahrgang wie meine Großmutter, die 1903 als Kind deutschstämmiger Eltern in Lincoln/England geboren wurde und dann mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder – eben dem, der später nach Kanada auswanderte – während des Ersten Weltkriegs nach Deutschland zurückkehrte, während der Vater und die älteren Brüder in englischer Internierung verbleiben mussten. Sie heiratete später einen Kaufmann, der zwar kein Holländer war aber bei einer niederländischen Firma angestellt war. Welch merkwürdige Parallelen,  aber auch welch brutaler Kontrast zwischen diesen beiden Frauen-Biographien!

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